- In der aktuellen Folge des AGIS-Podcasts diskutieren Vertreter von NIVD, BRAK, Gravenbrucher Kreis und AGIS über die Zukunft der Insolvenzverwaltung.
Berlin, 25. November 2025. – Die Bestellung von Berufsausübungsgemeinschaften als Insolvenz- oder Sachwalter rückt zunehmend in das Blickfeld insolvenzrechtlicher Reformüberlegungen. Vor diesem Hintergrund sprechen Dr. Susanne Berner (Neue Insolvenzverwaltervereinigung Deutschlands e.V.), Prof. Dr. Lucas Flöther (Bundesrechtsanwaltskammer) und Stefan Denkhaus (Gravenbrucher Kreis) unter der Moderation von Dr. Rainer Eckert in einer neuen Folge des AGIS-Podcasts über Chancen und Herausforderungen des berufspolitischen Ansatzes.
Die bewusst als offene Diskussionsrunde konzipierte Folge beschreibt eine fortschreitende Teamorientierung in der modernen Insolvenzverwaltung. In größeren Verfahren sei die Einzelbearbeitung längst an ihre personellen Grenzen gestoßen, viele Gerichte bundesweit erkennen inzwischen an, dass komplexe Abläufe nur im Zusammenspiel spezialisierter Teams bewältigt werden können. Auch wenn die persönliche Verwaltung weiterhin an den bestellten Verwalter geknüpft ist, arbeiten in einer modernen Kanzleiorganisation Juristen, Betriebswirte, Steuerberater interdisziplinär eng miteinander zusammen. Die Runde ist sich einig, dass der klassische Einzelverwalter in Unternehmensinsolvenzen dabei eine zunehmend geringere Rolle spielt und seltener bestellt wird.
Anlass ist aus Sicht von Dr. Rainer Eckert, Co-Vorsitzender der AGIS, auch, die Attraktivität des Berufs für Nachwuchskräfte zu steigern. Zwar sei das studentische Interesse am Insolvenzrecht in den letzten Jahren in der Wahrnehmung der Diskutanten wieder gestiegen. Dennoch geht die Zahl der aktiven Verwalter seit Jahren zurück. Der Rückzug der geburtenstarken Jahrgänge wird diesen Trend zusätzlich verstärken. Gleichzeitig wirken hohe Einstiegshürden hemmend auf den Einstieg von Nachwuchsjuristinnen und -juristen. Ein positiver Ansatz wird in der frühzeitigen Einbindung und Verantwortung in den Kanzleien gesehen, um so junge Talente stärker und praxisnah an das Tätigkeitsfeld der Insolvenzverwaltung heranzuführen.
Vor diesem Hintergrund wird über die Frage debattiert, ob künftig auch Berufsausübungsgemeinschaften als Insolvenz- oder Sachwalter bestellt werden sollten. Während eine stärkere institutionelle Absicherung und bessere Ressourcenbündelung für eine solche Öffnung sprechen, bestehen zugleich Bedenken hinsichtlich der klaren Verantwortungszuordnung. Insbesondere die zentrale Rolle des Insolvenzverwalters gegenüber Gericht und Gläubigern müsste gesetzlich eindeutig definiert werden. In der Podcast-Folge werden daher auch Modelle mit einer zusätzlichen offiziellen Vertretung offen erörtert. Klar ist: Ohne gesetzgeberische Anpassungen ist eine Bestellung von Berufsausübungsgemeinschaften nicht umsetzbar.
Die Podcast-Folge zum Nachschauen finden Sie hier.
Über die Arbeitsgemeinschaft
Die Arbeitsgemeinschaft Insolvenzrecht & Sanierung (AGIS) im Deutschen Anwaltverein (DAV) ist ein Zusammenschluss von über 1.400 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten, deren berufliches Interesse sich besonders auf das Insolvenzrecht und die Sanierung von Unternehmen richtet. Die Arbeitsgemeinschaft ist seit November 1999 als Arbeitsgemeinschaft im DAV organisiert. Sie ist bundesweit die größte deutsche Vereinigung von Insolvenzrechts- und Sanierungsexperten. Der Deutsche Insolvenzrechtstag, den die Arbeitsgemeinschaft 2004 ins Leben gerufen hat, ist die größte insolvenzrechtliche Veranstaltung in Europa. Darüber hinaus veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft seit 2012 einmal jährlich den Europäischen Insolvenzrechtstag / European Insolvency & Restructuring Congress (EIRC) in Brüssel.