Nach knapp zehn monatiger Verfahrensdauer gibt es eine Sanierungslösung für die 40 Beschäftigten des traditionsreichen Printmedien- und Werbemittelherstellers in Moers: Die neu gegründete „Kalenderliebe GmbH“ übernimmt zum 01.02.2023 den insbesondere auf die Konzeption und Herstellung von Wand- und Tischkalendern spezialisierten Geschäftsbetrieb der bisherigen „Joh.Brendow Grafischer Großbetrieb und Verlag GmbH & Co. KG“ vom Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt André Dobiey (Niering Stock Tömp). Dieser hatte den auf eine über 175jährige Tradition zurückblickenden Betrieb im April 2022 zunächst als vorläufiger und seit 01.06.2022 als Insolvenzverwalter gemeinsam mit dem Management um den bisher angestellten Geschäftsführer, Andreas Deppert, fortgeführt. Dieser übernimmt das Unternehmen nun im Rahmen eines „management buyout“ über die von ihm gegründete Kalenderliebe GmbH. Neben der Übernahme der Produktion und Verwaltung des Unternehmens in Moers sind auch die beiden in Thüringen sowie in den Niederlanden ansässigen und nicht insolventen Tochtergesellschaften der Unternehmensgruppe mit weiteren rund 20 Mitarbeitern Gegenstand des am 27.01.2023 unterzeichneten notariellen Kaufvertrags.
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens war es gelungen trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Zuge der weltweit gestörten Lieferketten und anhaltender pandemiebedingter Einschränkungen sowie multipler Krisen in der Welt die Produktion der „Kalendersaison 2023“ mit mehreren Millionen Kalendern für weit über tausend Kunden stabil und rechtzeitig umzusetzen. „Das war ein Kraftakt. Wichtige Rohwaren wurden teilweise mit etlichen Wochen Verspätung ausgeliefert. Das haben Management und Belegschaft trotz der insolvenzbedingten Unsicherheiten mit viel Herzblut und bisweilen im Dreischichtbetrieb aufgefangen“, lobt Insolvenzverwalter Dobiey die Einsatzbereitschaft des Brendow-Teams. „Umso mehr freut mich, dass wir nun eine stabile Lösung für den Erhalt dieses Betriebes finden konnten“, so der Insolvenzverwalter. Mit der Kalenderliebe GmbH und Andreas Deppert übernimmt nun der erst im Jahr 2020 zum Unternehmen gestoßene bisherige Fremdgeschäftsführer und Vertriebsexperte die Verantwortung. „Ich glaube an das Produkt und an dieses Team“, äußert sich Deppert zuversichtlich über den anstehenden Neustart. „Wir werden alles dafür geben, auch in Zukunft zu den Marktführern in diesem wichtigen Werbebereich zu zählen“, so Deppert. Als Prokuristen zur Seite stehen werden ihm weiter Thomas Marott als Leiter der Kalenderproduktion und Dirk Breitbach als kaufmännischer Leiter.
Ursächlich für die Krise der Brendow waren insbesondere hohe jährliche Belastungen aus weit zurückliegenden Pensionsverpflichtungen für zahlreiche ehemalige und bereits im Ruhestand befindliche Mitarbeiter des Unternehmens. Diese werden nun durch den Pensionssicherungsverein a.G. aufgefangen. Zudem ist es im Rahmen des Verfahrens auch dank der unterstützend tätigen Jülicher Consult GmbH sowie Montag & Montag Unternehmensberater gelungen, Abläufe zu optimieren und Kosten zu reduzieren, so etwa im Zusammenhang mit der Lösung aus dem bisherigen Prilution-Konzernverbund. „Auch die gute Vorbereitung durch die Vorberater von Ebner Stolz hat uns den Einstieg erleichtert“, ergänzt Insolvenzverwalter Dobiey. Dieser geht davon aus, dass das vor dem Amtsgericht Kleve geführte Brendow-Verfahren noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Insbesondere im Hinblick auf die Betriebsimmobilie in Moers gelte es noch eine Reihe rechtlicher Fragen zu klären und Erlöse für die Gläubigergemeinschaft zu realisieren. Kanzleiintern wurde der Insolvenzverwalter insbesondere durch seine beiden Partnerinnen Katrin Camp (Arbeitsrecht) und Dr. Silke Recksiek (Gesellschaftsrecht) sowie Herrn Diplom-Wirtschaftsjurist Joachim Berning (Organisation der Betriebsfortführung) unterstützt.