Automobilzulieferer Boryszew startet Neuaufstellung für zwei deutsche Gesellschaften

  • Boryszew Oberflächentechnik Deutschland aus Prenzlau und Boryszew Formenbau Deutschland aus Doberschau beantragen Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung
  • PLUTA-Rechtsanwälte Thurm und Dr. Liersch zu Sanierungsgeschäftsführern bestellt
  • Betrieb läuft fort, Gehälter der über 265 Mitarbeiter gesichert

Prenzlau/Doberschau, 24. April 2024. Die Boryszew Oberflächentechnik Deutschland GmbH aus Prenzlau stellt sich im Rahmen eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung neu auf. Die Schwestergesellschaft, die Firma Boryszew Formenbau Deutschland GmbH mit Sitz in Doberschau, hat ebenfalls einen Antrag gestellt. Das Amtsgericht Neuruppin hat beiden Anträgen heute entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Ingo Thurm und Dr. Oliver Liersch von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH verantworten als Sanierungsgeschäftsführer (CRO) die Neuaufstellung.

Zusammen mit dem Sanierungsteam werden die beiden Rechtsanwälte die Restrukturierung der beiden Gesellschaften umfassend operativ und strategisch begleiten sowie rechtlich beraten. Im Rahmen der Betriebsfortführung wird das Sanierungsteam von der MESTA Consulting GmbH unterstützt. Rechtsanwalt Silvio Höfer von der Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH wurde vom Amtsgericht Neuruppin für beide Gesellschaften zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er übernimmt die gerichtliche Aufsicht des Restrukturierungsprozesses, um die Interessen der Gläubiger zu wahren.

Weitere Unternehmen der international tätigen Gruppe haben keine Insolvenzanträge gestellt, das gilt insbesondere für die Muttergesellschaft, die Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH.

Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt, führt die Gesellschaft selbst durch das Verfahren und wird von Restrukturierungsexperten unterstützt.

Geschäftsbetrieb wird fortgeführt

Der Geschäftsbetrieb beider Unternehmen läuft nahtlos weiter. Bestehende und neue Aufträge werden wie gewohnt bearbeitet. Die Gehälter der insgesamt mehr als 265 Mitarbeiter werden ebenfalls weiter ausbezahlt. Das sogenannte Insolvenzgeld sichert die Ansprüche für drei Monate.

Die beiden Betriebe sind als Zulieferer in der Herstellung von Kunststofftechnik und dem Formenbau für zahlreiche Automobilhersteller tätig und von den derzeitig schwierigen Branchenentwicklungen betroffen. PLUTA-Sanierungsexperte Ingo Thurm erklärt: „Die gesamte Zuliefererbranche steht vor großen Herausforderungen. Hohe Kosten und veränderte technologische Kundenanforderungen sind nur zwei Themen, die zahlreiche Betriebe derzeit beschäftigen. Die Boryszew Oberflächentechnik und die Boryszew Formenbau stehen ebenfalls vor diesen strukturellen Fragestellungen. Sie machen eine Neuaufstellung unumgänglich. Dieser wollen wir uns im Sanierungsverfahren nun gemeinsam widmen und beide Betriebe zukunftsfähig aufstellen.“

In den kommenden Monaten werden Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, um die Betriebe an die aktuelle Situation anzupassen. Die Verantwortlichen werden die internen operativen Prozesse umfassend prüfen. Außerdem sollen unter anderem Verbesserungen der Produktionsprozesse umgesetzt werden und Kosten- und Umsatzpositionen analysiert und optimiert werden. Rechtsanwalt Dr. Oliver Liersch ergänzt: „Durch gezielte Maßnahmen und operativen Verbesserungen streben wir an, beide Unternehmen wieder auf einen stabilen und nachhaltigen Erfolgspfad zu bringen.”

Zeitgleich wird das Sanierungsteam für beide Gesellschaften Zukunftsoptionen erarbeiten. Dazu wird unter anderem ein M&A-Prozess eingeleitet, um einen möglichen Investor für die beiden Zulieferer zu finden. Eine weitere Lösungsmöglichkeit ist ein Insolvenzplan, also ein Vergleich mit den Gläubigern.

Veränderte Kundenanforderungen

Die Boryszew Oberflächentechnik Deutschland GmbH aus Prenzlau produziert galvanisch beschichtete Kunststoffteile und Systeme für die Automobilindustrie. Die qualifizierten Fachkräfte bieten sämtliche Dienstleistungen rund um die Entwicklung, Herstellung, Oberflächenbehandlung und den Vertrieb von Spritzguss- und Druckgusselementen und entsprechenden Systemen. Die Gesellschaft beschäftigt derzeit rund 190 Mitarbeiter.

Die Boryszew Formenbau Deutschland GmbH mit Sitz in Doberschau ist auf die Herstellung und den Vertrieb von Spritzgieß- und Pressformen sowie Extruderformen für die Kunststoffverarbeitung sowie die Erstellung von Kunststoffteilen spezialisiert. Sie konstruiert und produziert für die Werkzeugentwicklung, den Werkzeugbau und die Werkzeugoptimierung Spritzgusswerkzeuge bis zu einer Gesamtmasse von 15 Tonnen sowie Serienteile. Die Gesellschaft beschäftigt aktuell 75 Mitarbeiter.

Beide Betriebe sehen sich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sowie in den vergangenen Jahren stark veränderten Kundenanforderungen ausgesetzt. Diese machen eine Anpassung der Produktion unumgänglich. Die aktuell hohen Kosten, beispielsweise für Rohstoffe, erschweren zudem den Wettbewerb mit asiatischen Konkurrenten.

Der vorläufige Sachwalter Rechtsanwalt Silvio Höfer von der Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH erklärt: „Das gerichtliche Verfahren der Eigenverwaltung eröffnet den Betrieben die Möglichkeit, notwendige Veränderungen konsequent durchzuführen. Es geht nun darum, die Unternehmen für eine erfolgreiche Zukunft neu auszurichten.”

Weltweit tätige Industriegruppe

Geschäftsführer Kazimierz Jasinski erklärt: „Wir befinden uns in einer anspruchsvollen Phase und werden nun die umfassende Neuausrichtung unserer Unternehmen forcieren. Diese Neuaufstellung ist essenziell, um sicherzustellen, dass beide Unternehmen im derzeitigen Umfeld wettbewerbsfähig bleiben, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten.“

Beide Unternehmen gehören zur Industriegruppe Boryszew mit Hauptsitz in Warschau. Boryszew gehört zu den größten privaten Industriegruppen in Polen und ist ein weltweit tätiger Hersteller von Komponenten für die Automobilindustrie, die Nichteisenmetall- und Stahlverarbeitung sowie die Industriechemie. Die Gruppe verfügt über 34 Produktionsstätten und sechs F&E-Zentren in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Sie beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter in elf Ländern.

Sanierungsteam PLUTA:
Rechtsanwalt Ingo Thurm
Rechtsanwalt Dr. Oliver Liersch
Rechtsanwalt Günter Hahn
Rechtsanwalt Sören Werhahn
Diplom-Ökonom Jürgen Schendel

Über PLUTA:

PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen. Weitere Infos unter www.pluta.net.   

Über Anchor:
Anchor ist ein Hybrid aus Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung. Mit 14 Standorten und rund 150 Mitarbeitern in den Bereichen Sanierung und Insolvenz gehört Anchor deutschlandweit zu den großen Restrukturierungseinheiten. Anchor Management ist für seine betriebswirtschaftliche Restrukturierungsberatung und sein Interim Management bekannt. In Beratungsmandaten verbindet Anchor betriebswirtschaftliches Know-how mit rechtlicher Kompetenz.