Convivo Unternehmensgruppe setzt Restrukturierung unter dem Schutz des Insolvenzrechts fort

Antrag auf Insolvenz nach 30 Jahren

– Pflegerische Versorgung der Menschen an über 100Standorten sichergestellt
– Informationskanäle für Bewohner:innen undAngehörige eingerichtet
– Löhne & Gehälter der Mitarbeiter:innen übervorfinanziertes Insolvenzgeld abgesichert
-Konsequenz aus strukturellen Defiziten des Marktes

Am 23.01.2023 hat die Convivo Unternehmensgruppe für diewesentlichen Gesellschaften Insolvenzanträge beimAmtsgericht Bremen gestellt. Das Gericht ordnete daraufhinvorläufige Insolvenzverwaltungen durch die Bestellung derRechtsanwälte Dr. Malte Köster (Kanzlei WILLMERKÖSTER fürConvivo Holding GmbH, Convivo Life GmbH) und Dr. ChristophMorgen (Kanzlei Brinkmann & Partner für Convivo Parks GmbH)an. „Im Moment verschaffen wir uns gemeinsam mit unserenTeams ein Bild vor Ort, um im Anschluss die Mitarbeiter:innenüber die bevorstehenden Schritte im Insolvenzverfahren zuinformieren“, betonten Köster und Morgen in einer erstengemeinsamen Stellungnahme.

Die Unternehmensgruppe hat ihren Ursprung und Sitz inBremen. Bereits seit 30 Jahren ist Convivo im Pflegemarkt aktiv,vereint über 100 Pflegeeinrichtungen mit Schwerpunkt imNord-Westen Deutschlands und beschäftigt 4.800Mitarbeiter:innen. Über die letzten Jahre hat sich das inhabergeführte Unternehmen unter den Herausforderungendes Marktes zu einem der größten Pflegebetreiber inDeutschland entwickelt.

Fokus auf den Menschen

Gemeinsam mit der Geschäftsleitung wurden zentraleMaßnahmen eingeleitet, um die pflegerische Versorgungweiterhin vollumfänglich sicherzustellen. Die Löhne & Gehälterder Mitarbeiter:innen konnten über das Insolvenzgeld für dieMonate Januar bis März gesichert werden.

Die Unternehmensgruppe ist sich ihrer Verantwortung denMenschen gegenüber bewusst und wird die nächsten Schrittegewissenhaft begleiten. Es wurden eigene Informationskanälefür Mitarbeiter:innen, Bewohner:innen und Angehörigeeingerichtet, um Nachfragen zielgerichtet beantworten zukönnen. „Die Unterstützung des Prozesses hat für uns oberstePriorität. So werden die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen undMitarbeiter gesichert und die Versorgung der Pflegebedürftigenaufrechterhalten.“, so Torsten Gehle, gelernter Krankenpflegerund geschäftsführender Gesellschafter derUnternehmensgruppe. „Wir wissen, dass es viele Fragen gibt,deshalb werden wir alle Beteiligten laufend informieren.“, so Gehle weiter.

Marktsituation angespannt

Convivo und die Branche befinden sich im Spannungsbogeneiner national bestehenden Pflegestrukturproblematik. Dererhebliche Fachkräftemangel und verdoppelte Krankenständeaufgrund hoher Belastungen der Corona-Pandemie führten zuniedrigen Belegungszahlen. Statt der branchenüblichenKalkulation von etwa 95% sank die Belegung zuletzt auf 70%im Bereich der stationären Pflege. Der notwendige Einsatz vonPersonal aus Zeitarbeitsdienstleister:innen verursachtezusätzlich überproportionale Kosten. Die Kostensteigerung derPflegereform führte zu einem höheren Anteil Pflegebedürftigermit staatlicher Unterstützung. Dieser Anteil ist fürBetreiber:innen nicht vollständig refinanziert. Weitere Faktoren,wie steigende Energie- und Sachkosten, allgemeine Preissteigerungen und die Steigerung der indexierten Pachtenbrachten die seit 30 Jahren tätige ConvivoUnternehmensgruppe in eine finanzielle Schieflage.

Lange gegen Strukturkrise gestemmt

Neben dem zwischenzeitlichen Verkauf von Standorten hat dieUnternehmensgruppe bis zur letzten Sekunde versucht,Beteiligungspartner zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebseinzubinden. Nach anfänglich erfolgreichen Gesprächen kam esEnde 2022 und durch die nochmals verschärfte Marktsituationam Anfang des Jahres 2023 zu einer weiteren kurzfristigenAbsage der angestrebten Beteiligungen. Auch das Einbringenumfangreicher privater Mittel Torsten Gehles konnten dieenormen Belastungen nicht kompensieren. Die parallelgeführten Gespräche mit der Politik konnten aufgrund deszeitlichen Engpasses keine Lösung herbeiführen.