[Liedberg/Nettetal – 17.9.2021] – Die Zukunft der „Baumschule Lappen“ ist gesichert. Viereinhalb Jahre nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Firmeninhaber, Dieter und Christian Lappen, ist es Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Eberhard Stock (Niering Stock Tömp) gelungen, einen Investor für eine der größten Baumschulen Europas zu finden. Der Unternehmer Peter Overlack (OQEMA AG) unterzeichnete in Liedberg eine entsprechende Investorenvereinbarung. Die guten Nachrichten aus Liedberg sind bei den Beschäftigten der Baumschule Lappen im 45 km entfernten Nettetal mit Freude und Erleichterung aufgenommen worden.
Der niederrheinische Unternehmer vertritt die Interessen seiner Familienholding. Darin bündeln sich seit nunmehr vier Generationen die Ansätze zu unternehmerischen Beteiligungen der Familien Overlack. Die Geschwister Peter, Anne und Eva Overlack und ihre zehn Kinder freuen sich über das neue Engagement ihrer Familienholding, das für die ganze Familie nicht nur ein Investment sondern auch Berufung ist. Gemeinsam wollen sie der Baumschule, der sie den neuen Namen BAUM & BONHEUR gegeben haben, über die Jahrzehnte hinweg verbunden bleiben und das spannende, zukunftsträchtige Unternehmen voller Energie und mit neuen Ideen weiterentwickeln.
Der jetzigen Entscheidung vorausgegangen war ein langjähriger Sanierungs- und Restrukturierungsprozess durch den Insolvenzverwalter und sein Büro. Immer stand im Zentrum der Bemühungen die Sicherung der Arbeitsplätze und der Fortbestand des Familienunternehmens. „Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen wird, für dieses umsatzstarke und europaweit renommierte Unternehmen eine nachhaltige Fortführungslösung zu finden“, sagt Rechtsanwalt Eberhard Stock.
Im Rahmen eines 1 ½-jährigen internationalen M&A-Prozesses bekundeten mehrere potenzielle Investoren aus Deutschland, Frankreich und Russland ihr Interesse an einem Erwerb des über 125 Jahre alten Familienunternehmen. Zahlreiche (Prestige-) Projekte im In- und Ausland hatten den hervorragenden Ruf der etablierten Firma über Jahrzehnte gefestigt. Darüber hinaus wussten interessierte Investoren um das aus ca. 300.000 Bäumen, Solitärpflanzen, Mehrstämmern und Formgehölzen bestehende Kapital der Baumschule, das auf rund 450 ha in Nettetal und weiteren 180 ha in den Niederlanden auf zahlungskräftige Kundschaft wartet
Der Baumschulbetrieb verkauft seine hochqualitativen und teilweise exklusiven Pflanzen und Gehölze in Deutschland, in Europa und bis hin nach Russland, in die Türkei und in den Kaukasus. Neben Privatkunden gehören insbesondere Architekten, Garten- und Landschaftsbauer sowie Seite 3 von 5 Kommunen und Parkbetreiber zu den Kunden des Nettetaler Unternehmens.
Im Zuge des strukturierten, internationalen Investorenprozesses erhielt der niederrheinische Unternehmer Peter Overlack den Zuschlag für das aus der
Baumschule und dem Pflanzenhandel bestehende Unternehmen. Der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann ist in der Region bestens bekannt und vernetzt. Nach seinem Vater und Großvater führt er seit 1988 in dritter Generation die Geschäfte des Familienunternehmens OQEMA AG, einem der führenden Distributionsunternehmen für Basis- und Spezialchemie in Deutschland. Seit der Umfirmierung zur Overlack AG im Jahr 2004 ist er Mitglied des Vorstands.
„Die jetzt erzielte Investorenvereinbarung bringt das langjährige Insolvenzverfahren zu einem guten Abschluss“, sagt Daniel Zumhasch. Der Fachanwalt für Insolvenzrecht aus der Kanzlei Niering Stock Tömp hat die eng miteinander verknüpften Verfahren in den vergangenen Jahren engmaschig betreut und begleitet. „Das erzielte Ergebnis freut mich insbesondere auch mit Blick auf die 140 Mitarbeitenden und Auszubildenden. Ihre Arbeitsplätze bleiben vollständig erhalten. Auch die Gläubiger aus beiden Verfahren werden sich über eine nennenswerte Quote freuen können“, so Zumhasch.
Hintergrund.
Die unterzeichnete Investorenvereinbarung für die Baumschule Lappen geht auf einen Insolvenzantrag aus dem Herbst 2016 zurück, den Christian Lappen als Inhaber der Firma Pflanzenhandel Lappen beim Amtsgericht Krefeld gestellt hatte (AZ: 95 IN 53/16). Das Amtsgericht hatte dem Antrag entsprochen. Gleichzeitig war unter dem AZ 95 IN 52/16 ein Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen von Dieter Friedrich Lappen, Inhaber der Baumschulen Lappen, angeordnet worden. Als Hauptgrund für die finanziellen Probleme wurde seinerzeit die damalige Marktlage benannt. Diese habe es dem Unternehmen unmöglich gemacht, die Preise zu erzielen, „die den hochwertigen Produkten der Baumschule entsprechen“ (Eberhard Stock). Auch die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland und der damit verbundene Rückgang der Exporte spielte eine Rolle für die damaligen Liquiditätsengpässe.