- Laut Studie der HGGUR sind sich mehr als 200 Experten aus Geschäftsbanken einig: ESG ist bei erfolgreicher Umsetzung ein Erfolgsfaktor für Unternehmen und Finanzinstitute – die Nichtbeachtung der Kriterien kann zum Finanzierungshindernis werden.
- Geldgeber erwarten für die (Re-)Finanzierung von den Unternehmen bereits heute immer häufiger, dass sie die Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit, Sozialer Aspekte und Unternehmensführung erfüllen.
- Nicht-finanzielle Leistungsindikatoren treten damit immer schneller in den Vordergrund von Investitionsentscheidungen und zwingen Unternehmen zu schnellem Handeln. Diese Indikatoren werden auch bei Sanierungskonzepten künftig eine Schlüsselrolle spielen.
Heidelberg, 14.09.2022 Kriterien zur Nachhaltigkeit, soziale Aspekte und guter Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance – kurz ESG) werden künftig die europäische Wirtschaft maßgeblich beeinflussen und sind bei guter Umsetzung ein Erfolgsfaktor für Unternehmen und Finanzinstitute. Diese Kernaussage trafen alle, der mehr als 200 Experten aus Geschäftsbanken in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die von den Verantwortlichen der HEIDELBERGER GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFT FÜR UNTERNEHMENSRESTRUKTURIERUNG MBH (HGGUR) im Frühjahr 2022 für die Studie „ESG als Katalysator für Finanzierungen und Restrukturierungen“ befragt wurden.
Auch mit Blick auf Sanierungskonzepte ist das Stimmungsbild eindeutig: 85 Prozent der Befragten erwarten, dass die Auswirkungen der ESG-Anforderungen auf kriselnde Unternehmen in entsprechenden Konzepten dargestellt werden.
Dies gilt auch für die Erstellung und Aufrechterhaltung einer positiven Fortführungsprognose von Unternehmen. Für eine erfolgreiche Refinanzierung kommt es nach Auffassung der Mehrheit der Befragten auf eine Validierung des ESG-Konzepts an. Ohne ESG-konformes Geschäftsmodell drohen spürbar höhere Finanzierungskosten, die Nichtbeachtung von ESG-Kriterien kann sogar zu einem Refinanzierungshindernis werden.
„Die ESG-Kriterien führen bei Unternehmen und in unserer Gesellschaft zu einem Paradigmenwechsel“, sagt Michael Blatz, Senior Partner bei der Roland Berger GmbH. Er hat gemeinsam mit Maximilian Dressler, Partner bei Roland Berger GmbH und Christopher Seagon, Partner WELLENSIEK Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB die Studie für die HGGUR verfasst. Angesichts der als richtig erkannten Zielsetzungen wird ESG in den kommenden Jahren immer stärker auf der strategischen Agenda von Politik, Banken und Unternehmen stehen, sind sich die Verfasser der Studie sicher.
Die neuen Anforderungen führen bei Unternehmen zum Teil zu komplexen Strategiewechseln. So müssen bestehende Geschäftsmodelle mit etablierten Wertschöpfungs- und Lieferketten neu gedacht werden, um den Anliegen aller Stakeholder und den langfristigen Bedürfnissen des Unternehmens gerecht zu werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit (83 Prozent) die Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen als größte strategische Herausforderung sieht. „Unternehmen müssen es schaffen, ihre Geschäftsmodelle so umzubauen, dass sie auch unter Einhaltung der neuen, teilweise strengen ESG-Auflagen, zukunftsfähig bleiben“, sagt Wellensiek Partner Seagon.
Bereits heute sind ESG-bedingte Risiken, die sich z.B. negativ auf das Geschäft des Kreditnehmers oder die Reputation der kreditgebenden Bank auswirken können, für Kreditinstitute relevant. Eine Verschärfung der nationalen Gesetze und globalen Frameworks steht zu erwarten. Zudem macht der Ukraine-Krieg deutlich, dass es in bestimmten Industrien, wie aktuell in der Energieerzeugung, schnell zu einem Konflikt zwischen Versorgungssicherheit und ESG-Konformität kommen kann. Unternehmen und Finanzierer müssen deshalb die geopolitische Lage genau beobachten und in ihren strategischen und finanziellen Entscheidungen berücksichtigen. Nicht zuletzt deshalb ist eine mittel- bis langfristige Unternehmensplanung mit Blick auf die relevanten ESG-Kriterien sowohl für Banken als auch für Unternehmen ausschlaggebend für den künftigen Erfolg.
Mehr Informationen: Die Studie finden Sie im Anhang dieser Mail.
Über ESG
Die Buchstaben ESG stehen für die Verantwortung in den Bereichen:
• Ökologie (Environmental): Bewertet die nachhaltige Performance, etwaige Risiken sowie Chancen eines Unternehmens in Bezug auf eine Vielzahl von Indikatoren, z.B. Klimawandel, Emissionen, Abfallwirtschaft, Energie-/ Wassereffizienz etc.
• Soziales (Social): Befasst sich mit dem Management des Humankapitals, der Positionierung in den lokalen Gesellschaften, den Menschenrechten sowie Arbeitsnormen entlang der Lieferkette sowie der Gesundheit & Sicherheit am Arbeitsplatz etc.
• Gute Unternehmensführung und -steuerung (Governance): Umfasst die Corporate Governance, insbesondere die Aufsicht der Entscheidungsfindung, Transparenz, Stakeholder Management sowie Vergütung.
Das Wirtschaften nach ESG-Kriterien hat sich nicht zuletzt aufgrund verschiedener Abkommen und Initiativen (z.B. Sustainable Development Goals, Pariser Klimaabkommen, Green Deal der EU) in kurzer Zeit von einem Nischenthema zu einer Top-Priorität mit gesellschaftlicher Bedeutung bei Banken und Unternehmen gewandelt. Die Forderungen nach nachhaltigen Wachstums- und Finanzierungsstrategien nehmen branchenübergreifend zu. ESG bietet somit eine Mischung aus regulatorischem Rahmen und übergeordneter Philosophie mit verschiedenen Frameworks für die Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen von Unternehmen.
Über die HGGUR
Die HEIDELBERGER GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFT FÜR UNTERNEHMENSRESTRUKTURIERUNG MBH (HGGUR) wurde im November 2006 gegründet und wird wesentlich von Partnern der Sozietät WELLENSIEK RECHTSANWÄLTE -Partnerschaftsgesellschaft und Roland Berger Strategy Consultants GmbH getragen. Zweck der Gesellschaft ist „die ideelle und finanzielle Förderung von Wissenschaft, Lehre, Vertiefung von Kenntnissen sowie Ausbildung und Praxis im Bereich von Insolvenz, Sanierung und Unternehmensrestrukturierung”. Verwirklicht wird der Gesellschaftszweck unter anderem durch die Förderung des Masterstudiengangs „Legum Magister für Unternehmensrestrukturierung“ (LL.M. corp. restruc.) an der Universität Heidelberg und die finanzielle Unterstützung von Teilnehmern des Masterstudiengangs durch Stipendien oder andere finanzielle Beihilfen. Die HGGUR und ihre Gesellschafter unterstützen die Aktivitäten der Universität Heidelberg auf den Gebieten der Unternehmensrestrukturierung aktiv, indem sie beispielsweise erfahrene Praktiker als Lehrbeauftragte für den Masterstudiengang stellen. Mehr Informationen: www.hggur.de