München, 30. Mai 2023. Der Feinkost-Filialist Schlemmermeyer GmbH & Co. KG hat Insolvenzantrag gestellt. Der Verkauf in den bundesweit 16 Filialen des Delikatessenanbieters kann jedoch vorerst weitergehen, die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 130 Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld für drei Monate, d.h. bis einschließlich Juli 2023 gesichert. Erste Schritte für eine entsprechende Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes hat der vom Münchner Amtsgericht bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Dr. jur. Michael Jaffé von der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter bereits in die Wege geleitet.
„Nach einer erfolgreichen Restrukturierung in den Jahren 2019 und 2020 hat das Unternehmen die schwierige Corona-Zeit trotz mehrerer Lockdowns und der allgemeinen Lieferkettenprobleme überstanden. In dieser Zeit wurde keine Kurzarbeit angemeldet und keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen. Seit März 2022 wurde die wirtschaftliche Lage aber zunehmend kritischer, weil sich die rasch steigende Inflation sowohl im Einkauf als auch durch eine Kaufzurückhaltung der Kunden sehr negativ auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung ausgewirkt hat. Neben diesem branchenübergreifenden Phänomen kamen Probleme in der Rekrutierung von Mitarbeitern hinzu, die so weit gingen, dass einzelne Filialen wegen Personalmangels zumindest zeitweise geschlossen werden mussten“, begründet die Geschäftsführung den Schritt. Zuletzt erzielte das Unternehmen noch einen Umsatz von rund 7 Mio. Euro.
Der vorläufige Insolvenzverwalter führt gegenwärtig eine Bestandsaufnahme und wirtschaftliche Analyse durch, mit dem Ziel, möglichst viele der Filialen und der Arbeitsplätze zu erhalten. Inwieweit das gelingen kann, wird erst die Entwicklung in den nächsten Wochen zeigen. Die Ausgangssituation ist dabei aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche im Handel und der sich anbahnenden Rezession in Deutschland sehr schwierig.
Einzelne Schlemmermeyer-Filialen sind hoch defizitär, während andere wie zum Beispiel die am Viktualienmarkt in München nachhaltig profitabel arbeiten. „Wir müssen für jeden Standort prüfen, ob es eine Fortführungsperspektive geben kann. Dies hängt auch vom Interesse potenzieller Investoren ab. Das kann auf einzelne Standorte genauso gerichtet sein, wie auf eine Komplettübernahme. Die Marke Schlemmermeyer hat grundsätzlich einen guten Klang, große Bekanntheit und steht für hohe Qualität,“ so der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. jur. Michael Jaffé in einer ersten Einschätzung.