- Konsequente Fokussierung auf den gesunden Kern von GERRY WEBER
- Stärkung des Wholesale-Geschäfts im Zentrum der künftigen Vertriebsstrategie und damit Rückkehr zu den Wurzeln von GERRY WEBER
- Revidierung des Retail-Wachstums – Reduzierung des eigenen Filialnetzes durch Schließung aller defizitären Standorte in Deutschland bis Ende September 2023
- Verschlankung und Konsolidierung der Zentraleinheit in Halle/Westf.
- Interessenausgleich und Sozialplan sowohl für Storemitarbeiter als auch Beschäftigte in der Zentrale mit dem Betriebsrat vereinbart
- Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bei der GERRY WEBER Retail GmbH eröffnet
Halle/Westfalen, 26.06.2023 – Bei der laufenden Sanierung von GERRY WEBER sind weitreichende Entscheidungen zur Zukunftssicherung getroffen worden. Kern der künftigen Vertriebsstrategie des Damenmodeherstellers ist die deutliche Stärkung der Partnerschaft mit den Handelskunden im Wholesale und im Gegenzug eine erhebliche Reduzierung des eigenen Filialnetzes in Deutschland. Vorangegangen waren intensive betriebswirtschaftliche Analysen jedes einzelnen der 171 inländischen eigenen Stores und Outlets im Portfolio.
„Mit der konsequenten Hinwendung zum Wholesale-Geschäft kehrt GERRY WEBER zu seinen Wurzeln zurück.“, erklärt CEO Angelika Schindler-Obenhaus. „Zugleich beenden wir endgültig den vor mehr als 10 Jahren eingeschlagenen Kurs einer zu ambitionierten Expansion des eigenen Retail, die sich als nicht marktgerecht und zukunftsfähig herausgestellt hat. Wir konzentrieren uns auf den gesunden Kern von GERRY WEBER mit attraktiven eigenen Stores in durchweg guten Lagen, in denen wir unseren Kundinnen ein echtes Modeerlebnis bieten können. Zugleich werden wir alles daransetzen, unseren Handelspartnern durch attraktive Konzepte Mehrwerte zu bieten.“
Die GERRY WEBER Retail GmbH, in der das gesamte deutsche Retail-Geschäft der Gruppe gebündelt ist, wird im Zuge der konsequenten Neuausrichtung 122 Stores und Outlets im Inland schließen. Dies ist erforderlich, um den gesunden Kern zu schützen und GERRY WEBER zukunftssicher aufzustellen. Außerdem zieht sich das Unternehmen aus dem deutschen Concession-Geschäft vollständig zurück. Das künftige Filialnetz wird ausschließlich Standorte um-fassen, die heute bereits profitabel arbeiten und darüber hinaus mit hohem Zukunftspotential auch in dem aktuellen, sehr herausfordernden inländischen Retail-Gesamtmarkt ausgestattet sind.
Die Schließungen sollen bis Ende September 2023 erfolgen. Durch diese Maßnahmen werden nach aktuellem Stand ca. 350 Vollzeitarbeitsplätze (FTE) bei der GERRY WEBER Retail GmbH wegfallen. Der Stellenabbau erfolgt auf Basis eines mit dem Betriebsrat verhandelten und verbindlich abgeschlossenen Interessenausgleichs und eines Sozialplanes.
Die Gerry Weber Retail GmbH hatte am 20. April dieses Jahres Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Insolvenzverfahren wurde in Eigenverwaltung nach Beschluss des zuständigen Amtsgerichts Bielefeld am heutigen Tag eröffnet. Das Gericht hat Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Sachwalter bestellt, der auch schon im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren als vorläufiger Sachwalter tätig war.
Im Zuge der Reorganisation und der Ausrichtung an die deutlich veränderten Rahmenbedingungen in der Modebranche setzt das Unternehmen auch auf effizientere Prozesse und eine weitere Verschlankung und Effektivierung der Zentralbereiche. Betroffen vom Personalabbau sind rund 75 Vollzeitarbeitsplätze (FTE) bei der GERRY WEBER International AG und der Life-Style Fashion GmbH am Konzernstandort in Halle/Westf. Der Abbau wird durch natürliche Fluktuation, den Verzicht auf Nachbesetzungen und durch betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Vorstand und Arbeitnehmervertreter haben sich nach intensiven Verhandlungen auch für diese Anpassung bereits auf einen Interessenausgleich und Sozialplan verbindlich geeinigt.
Dr. Christian Gerloff, Chief Restructuring Officer der GERRY WEBER Retail GmbH: „So einschneidend die beschlossene Neuausrichtung, vor allem natürlich für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch ist: GERRY WEBER muss diesen Sanierungsprozess konsequent nutzen, um trotz aller Widrigkeiten im Markt eine nachhaltig profitable Geschäftsbasis zu schaffen. Eine weitere Chance dazu wird das Unternehmen nicht bekommen.“
Parallel zur Sanierung der Retail-Tochtergesellschaft arbeitet GERRY WEBER mit Hochdruck an seiner finanziellen Sanierung. Der ebenfalls Mitte April dieses Jahres für die Muttergesellschaft GERRY WEBER International AG eingeleitete Prozess nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) ist wie geplant angelaufen. Als nächster Schritt folgt in dem Restrukturierungsverfahren die Vorlage des Restrukturierungsplans beim zuständigen Restrukturierungsgericht Essen, der für Mitte Juli vorgesehen ist. Aktuell laufen konstruktive Verhandlungen mit den Investoren und allen maßgeblichen Gläubigergruppen zur konkreten Gestaltung des Restrukturierungsplans. Der vom Gericht in Essen auch zum Restrukturierungsbeauftragten der GERRY WEBER International AG bestellte Sanierungsexperte, Rechtsanwalt Stefan Meyer (PLUTA Rechtsanwalts GmbH) äußert sich zu dem Stand der Sanierung: „Ich bin überzeugt davon, dass sich GERRY WEBER jetzt auf dem richtigen Weg befindet und bin zuversichtlich, dass auch das StaRUG Verfahren alsbald erfolgreich abgeschlossen werden kann. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten hautnah miterlebt, wie alle Beteiligten um die Maßnahmen gerungen haben und sich den konsequenten, zwingend erforderlichen Schnitt im Retail-Geschäft in Anbetracht der abzubauenden Arbeitsplätze alles andere als leichtgemacht haben. Der jetzt eingeschlagene Kurs ist aber ohne Alternative, um den erhaltenswerten Kern von GERRY WEBER zu schützen und den Konzern für die Zukunft robust, belastbar und auf finanziell solidem Fundament im Markt zu platzieren.“