Titel | INDat Report 04_2022 | Mai 2022

Stellvertretend für die nächste Generation: RAin Annamia Beyer, RAin Dr. Franziska Kramer, RAin Dr. Marlene Ruf und RAin Dr. Janina Ruster

Jung und modernisiert macht von sich reden

Düsseldorf/Frankfurt am Main/München/Hamburg. Sie stehen stellvertretend für die nächste Generation der Restrukturierungsberater und Insolvenzverwalter bzw. für die Kombination beider Tätigkeiten in einer Person: RAin Annamia Beyer (Lambrecht Rechtsanwälte), RAin Dr. Franziska Kramer (Görg), RAin Dr. Marlene Ruf (Kirkland & Ellis) und RAin Dr. Janina Ruster (White & Case) gehören der NextGen-Gruppe von TMA Deutschland an, in der sich der Nachwuchs der unter 40-Jährigen austauscht, vernetzt und fortbildet. Frauen sind in den Tätigkeitsbereichen Restrukturierung und Insolvenz bekanntermaßen in der Minderheit, aber das hat das Quartett nicht davon abgehalten, sich in dieser Domäne zu behaupten und zu etablieren. Die vier Praktikerinnen berichten über ihren Berufseinstieg, prägende Fälle und spannende Mandate, den besonderen Reiz ihrer Arbeit, die Bedeutung von Netzwerken und was ihre Generation ausmacht und worauf sie Wert legt.

Text: Peter Reuter

Die vier Sanierungsexpertinnen verbindet, dass sie der nächsten Generation der Restrukturierungsberater und Insolvenzverwalter angehören. Für die Wahl ihrer Fokussierung und Spezialisierung auf Restrukturierung und Insolvenz gab es ganz verschiedene Auslöser und Verstärker, seien es ein prägendes Praktikum, überzeugende Mentoren oder ein erster Praxisfall kurz nach der Zulassung als Anwältin, in dem man bereits eng mit eingebunden war. Bei Janina Ruster war der Auslöser ein Praktikum im Bereich Restrukturierung in einer deutsch-französischen Boutique, das sich dem deutsch-französischen Masterstudiengang (DMF) der Universität zu Köln und der Universität Paris I (Panthéon-Sorbonne) angeschlossen hatte. Die Begeisterung für diese Materie führt Ruster auch auf die Zusammenarbeit mit der dortigen Partnerin Anja Droege Gagnier zurück. Danach hat sie sich weiter in diese Richtung orientiert und an der Universität zu Köln zu einem insolvenzrechtlichen Thema promoviert, das man als »all time classic« bezeichnen könne – »Lösungsklauseln in der Insolvenz«. »Hier insbesondere mit Kollisionsrechtsbezug, um meiner Freude für grenzüberschreitende Sachverhalte Rechnung zu tragen«, erläutert sie. Die Tätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referendarin in Großkanzleien schloss sie mit der Wahlstation bei White & Case ab, dort zunächst im Bereich Financial Restructuring. Zu der Tätigkeit auch im Bereich der Insolvenzverwaltung kam Ruster dann im Einstellungsgespräch mit ihrer jetzigen Mentorin RAin Sylvia Fiebig »eher durch Zufall«, wobei sie dies bislang »keine Minute« ihrer bisherigen Anwaltstätigkeit bereut habe. Da sie seit Mitte 2018 als sachbearbeitende Rechtsanwältin in Insolvenzverfahren von Sylvia Fiebig und Dr. Sven-Holger Undritz eingebunden ist, spielt sie mit dem Gedanken, später auch als Verwalterin tätig zu sein. »Der Bereich der Insolvenzverwaltung ist erfüllend, da dieser kurz gesagt ›menschelt‹. Man erlebt Geschäftsführer und auch Mitarbeiter der insolventen Unternehmen in belastenden Ausnahmesituationen, die auf den ersten Blick aussichtslos erscheinen. Diese abzuholen und gemeinsam an einer Sanierungslösung zu arbeiten, empfinde ich als herausfordernde und sinnvolle Aufgabe.« Die Wirtschaftskanzlei White & Case ist mit etwa 200 Rechtsanwälten an vier deutschen Standorten vertreten, der internationale Verbund ist mit 2000 Anwälten in über 30 Ländern präsent.

Für Annamia Beyer weckte ein komplexes Insolvenzverfahren das Interesse am Insolvenzrecht, wenngleich sie den Weg in die Kanzlei Leonhardt Rattunde am Standort Düsseldorf im Jahr 2012 über ihr Interesse am Gesellschaftsrecht gefunden hatte, Berührungspunkte zum Insolvenzrecht habe es in ihrem Studium kaum gegeben. Wenige Wochen nach der Einstellung in der Kanzlei durfte sie bereits im Insolvenzverfahren über das Wessel-Werk mit 250  Beschäftigten mitarbeiten, dessen (vorläufiger) Verwalter RA/Dipl.-Kfm. Martin Lambrecht war. Das Unternehmen aus dem Oberbergischen Kreis galt als Weltmarktführer für Staubsaugerdüsen und -zubehör. Nach einer Fortführung von fünfeinhalb Monaten übernahm die Beteiligungsgesellschaft Lafayette das Unternehmen. Diesen Prozess bzw. ein großes Insolvenzverfahren im Schnelldurchlauf durfte sie nicht nur beobachten, sondern dabei auch schon Aufgaben übernehmen. Im Jahr 2016 gründete sich Lambrecht Rechtsanwälte von Leonhardt Rattunde aus, Beyer war Gründungspartnerin der neuen Partnerschaftsgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf, der ein etwa 20-köpfiges Team angehört. Seitdem erhält sie als Insolvenzverwalterin und Sachwalterin auch eigene Verfahren. Im Übrigen werde die Kanzlei in Kürze außerhalb von NRW mit einem weiteren Standort wachsen, berichtet sie. »Ich denke, die Tatsache, dass ich auch die Beraterperspektive kenne, führt in der Rolle als Sachwalterin zu mehr Verständnis für die Herausforderungen, die sich den eigenverwaltenden Geschäftsführern und deren Beratern stellen. Manche Themen lassen sich mit den Befugnissen eines Insolvenzverwalters einfacher und damit auch häufig schneller regeln, das ist mir durchaus bewusst.« (…)

Inhaltsverzeichnis

3
Editorial
6 Anzeigenübersicht/Impressum
7
Statistiken
8 Namen & Nachrichten
10 Im Gespräch
12
Titel
22 Standpunkt
24 Hintergrund
26 StaRUG-Praxisreport
30 Kongresse & Tagungen
36 Schwerpunkt