Titelthema | INDat Report 06_2021 | August 2021

Halbjahresstatistik 2021 und Redaktion aktuell

Finanzierung in kleinen Häppchen

Düsseldorf. Den zweiten Kongresstag am 24.06.2021 erklärte die digitale Handelsblatt Jahrestagung Restrukturierung zum Finanzierungstag, bei dem sich die Teilnehmer zuvor in einem virtuellen Foyer auf der Plattform »Wonder« bereits austauschen konnten. In kurzen Zeitslots von zehn bis 15 Minuten stellten Experten aus dem Finanzierungsbereich unter der Moderation von Andreas Warner (Deloitte, Restructuring Services) aktuelle Entwicklungen aus dem Finanzierungs- sektor vor bzw. konnten einzelne Aspekte und Fragestellungen kurz anreißen.
Text: Rechtsanwältin Petra Heidenfelder, SGP Schneider Geiwitz & Partner

Editorial | Peter Reuter | INDat Report 06_2021 | August 2021

Löcher in den Kassen

Die Zahlen führen es vor Augen. Der Rückgang der eröffneten Unternehmensinsolvenzen um ein Viertel im Vergleich zur Halbjahresstatistik 2020 verdeutlicht den Einbruch, der die Verwalter trifft. Bis auf die an letzter Stelle unter den Top 10 aufgeführten Kanzleien (siehe S. 67) verzeichnen alle einen Rückgang der Verfahrenszahlen. Bei den Umsätzen, also den zuletzt bekannt gemachten Umsätzen der später insolventen jur. Personen, weisen die ersten drei und die an achter Stelle angeführte Kanzlei (auch S. 67) zwar mehr Umsätze als im Jahr 2020 auf, aber die führenden Positionen beginnen deutlich unter dem damaligen Wert. Diese Statistiken vermitteln aber nur einen kleinen Aus- schnitt auf hohem Niveau. Sie verraten nichts darüber, wie es vor allem vielen kleineren und mittleren Kanzleien derzeit geht, die nur auf Verwaltung fokussiert sind. Sie leiden unter den stark rückläufigen Verfahrenszahlen und den geringeren Insolvenzmas- sen bei hohen Kosten für einen ständig vorzuhaltenden Apparat. Es ist nicht damit getan, die Verwalter auf der sicheren Seite zu wägen, die nie Vorschüsse auf ihre jahrelange »Vorarbeit« beantragt haben, weil das Loch in der Kasse dann später zutage tritt. Mehr denn je denken daher nicht wenige Verwalter über ihr Geschäftsmodell nach und erkennen, dass z. B. Sanierungsbera- tung mit weniger drückenden Fixkosten verbunden ist. Progno- sen gehen im Übrigen davon aus, dass ein Anstieg der Unterneh- mensinsolvenzen mit einer Zunahme sehr massearmer Verfahren korrespondiert, für die dann die Ordnungsfunktion gefragt ist. Kein neuer Gedanke, aber wert, ernsthaft darüber nachzudenken, vor allem die Verwalterkosten für diese volkswirtschaftlich so wichtige abwickelnde Aufgabe anders als bisher aufzubringen, schließlich wird ja gerade die Tätigkeit des Restrukturierungsbe- auftragten und Sanierungsmoderators über die Überbrückungs- hilfe III Plus aus Steuermitteln finanziert. Und: Massegenerierung erfolgt zu großen Teilen aus der Insolvenzanfechtung. Die hat nach vorläufiger Einschätzung mit dem BGH-Urteil vom 05.07.2021 (IX ZR 72/20) einen (deutlichen) Dämpfer erhalten, eine erste Reaktion im Netz fragt daher: »Werden Schwerter zu Pflugscharen?« Zumindest wird es schwerer, den Gläubigerbenachteiligungsvorsatz des Schuldners und die Kenntnis des Anfechtungsgegners hiervon nachzuweisen. Ob das Urteil nur eine Erschwernis für den Verwalter bedeutet oder ob es auch spürbare Auswirkungen auf die Massegenerierung hat, wird die Praxis zeigen.

Inhaltsverzeichnis

3
Editorial
Statistik 1. Halbjahr 2021
6
Anzeigenübersicht/ Impressum
7
Statistik Barometer
Verwalterranking nach Verfahren und Umsätzen
 
8
 

Statistik Bund
Top 300 Verwalter

 
12
 

Statistik Länder

 
32

Statistik Städte
Baden-Württemberg (…)

 
48
 

Redaktionsteil
Kongresse & Tagungen

Digitale Handelsblatt Jahrestagung Restrukturierung Finanzierung in kleinen Häppchen

 
66
 

Namen & Nachrichten

Niederländische Restrukturierungsvereinigung will das WHOA stärken