Oschersleben, 27. September 2022. Die Bodeta Süßwaren GmbH in Oschersleben will sich einer grundlegenden Restrukturierung unterziehen, um sich für die Zukunft neu aufzustellen. Dazu hat die Geschäftsführung gestern beim Amtsgericht Magdeburg einen Antrag auf ein sogenanntes Eigenverwaltungs-Verfahren gestellt, dem stattgegeben wurde. Dieses Verfahren bietet dem Unternehmen einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei gleichzeitig weiterlaufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen.
Die Produktion bei Bodeta wird während des Sanierungsprozesses wie gewohnt in vollem Umfang fortgeführt. Alle Bestellungen werden unverändert ausgeliefert. Die Geschäftsführung hat die rund 110 Mitarbeiter des Unternehmens bereits ausführlich über die eingeleiteten Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter aller Arbeitnehmer sind bis Ende November durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. „Parallel zum Sanierungsprozess werden wir das Eigenverwaltungs-Verfahren nutzen, um den bereits zuvor begonnenen Investorenprozess fortzusetzen und zu intensivieren “, sagte Bodeta-Geschäftsführer Dr. Markus Letsch heute am Sitz des Unternehmens. „Bodeta braucht einen starken Partner, mit dem wir gemeinsam das Unternehmen zukunftssicher aufstellen können.“ Die Bodeta-Gesellschafterin hatte den Standort trotz operativer Verluste jahrelang gesichert. Nun ist jedoch eine grundlegende Neuaufstellung unumgänglich geworden.
Zwar ist die Auftragslage von Bodeta gut. Auch die Umsatzentwicklung ist anhaltend positiv. Allerdings sind die steigenden Energiepreise für Bodeta eine ernste Bedrohung. Die Lebensmittelproduktion ist äußerst energieintensiv. Das gilt in besonderem Maße für die Herstellung von Süßwaren. Markus Letsch: „Die Steigerung der Gas- und Strompreise binnen Jahresfrist um das Vierfache sind unter den jetzigen Rahmenbedingungen für Bodeta nicht mehr tragbar.“ Es kommen aber weitere Faktoren hinzu: Die Preise für wichtige Rohstoffe sind in den letzten Monaten geradezu explodiert. Zucker hat sich um über 100 % verteuert, Glukose um 200 %, Isomalt um 50 % und die Erdnüsse um 25 %. Zudem sind auch die Preise für die Verpackungsmaterialien stark gestiegen. Hinzu kommt die deutliche Anhebung des Mindestlohns, die ab dem 1. Oktober 2022 zu einem weiteren Kostenanstieg führen wird.
Die Bodeta Süßwaren GmbH wurde 1892 gegründet und gehört zu den bekannten deutschen Süßwarenherstellern. Bodeta ist spezialisiert auf die Herstellung von Bonbons und Dragees. Neben den gebrannten Erdnüssen und Zuckereiern ist Bodeta vor allem für die grün verpackten Eukalyptus-Menthol Bonbons bekannt. Neben Produkten unter der Marke Bodeta werden zahlreiche Eigenmarken für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel und viele weitere Kunden hergestellt. Bodeta zählt zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Zwischen Arbeitnehmern und Management besteht traditionell eine vertrauensvolle Beziehung.
Das Eigenverwaltungs-Verfahren ist das erfolgreichste Sanierungsinstrument des deutschen Sanierungsrechts. Bei einer Restrukturierung über ein Eigenverwaltungs-Verfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung (Eigenverwaltung). Das Insolvenzrecht erlaubt dies nur in Fällen, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides ist bei Bodeta der Fall. Bei einem Eigenverwaltungs-Verfahren setzt das zuständige Amtsgericht einen sog. Sachwalter ein. Dieser überwacht – ähnlich wie ein Aufsichtsrat – das Verfahren im Interesse der Gläubiger. Für Bodeta hat das Amtsgericht Prof. Dr. Lucas F. Flöther aus Halle (Saale) als vorläufigen Sachwalter eingesetzt. Flöther gehört zu den renommiertesten deutschen Sanierungsexperten.
Für die Dauer des Sanierungsprozesses ist Dr. Robert Tobias von Deloitte in die Geschäftsleitung eingetreten. Tobias wird als sogenannter CRO (Sanierungsgeschäftsführer) die Geschäftsleitung bei der Umsetzung der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen beraten und begleiten. „Bei Bodeta besteht eine grundsätzlich gute Sanierungsperspektive, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, betonte Robert Tobias.
Die Geschäftsführung wird nun in enger Abstimmung mit den Gläubigern, unter Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter und unter Aufsicht des Sachwalters einen Sanierungsplan ausarbeiten und den Investorenprozess fortsetzen. Welche Maßnahmen im Zuge der Neuaufstellung ergriffen werden müssen, wird anschließend mitgeteilt.