Teilbereiche der Saurer Technologies an Maschinenbauer Rieter verkauft

  • Antrag für Sanierungsverfahren zurückgenommen

Krefeld. 18. August 2021. Der Schweizer Maschinenbauer Rieter Holding AG, Winterthur/Schweiz, erwirbt die Komponentengeschäfte Accotex (Elastomerkomponenten für Spinnereimaschinen) und TEMCO (Lagerlösungen für Filamentmaschinen) der Saurer Technologies GmbH & Co. KG. Die Elastomerkomponenten werden am Standort in Münster und die TEMCO-Produkte in Hammelburg hergestellt. Dazu wird sich Rieter mit 57 Prozent an der Saurer Netherlands Machinery Company B.V., der Muttergesellschaft von Saurer Technologies und Saurer Spinning Solutions, beteiligen und die beiden Bereiche später übernehmen. Die Aktien werden nach Ausgründung der Geschäftsbereiche Elastomer Components (Accotex) sowie Engineered Bearings (TEMCO) an Saurer zurückgegeben. Die verbliebene Saurer Technologies in Krefeld und Kempten bleibt weiterhin im Besitz von Saurer. Die bindende Transaktionsvereinbarung wurde am 13. August unterzeichnet. Das Closing, also das Wirksamwerden der Transkation nach Erfüllung der festgelegten Bedingungen, wird innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate erwartet.

Zusätzlich zu dieser Akquisition wird Rieter das Angebot an ihrem Ring- und Kompaktspinnsystemen durch den Erwerb der automatischen Spulmaschine von Schlafhorst, der Teil von Saurer Spinning Solutions ist, vervollständigen. Der Kaufpreis für die drei Geschäfte beläuft sich auf 300 Millionen Euro ohne flüssige Mittel und Schulden. In Zusammenhang mit der Transaktion ist vorgesehen, dass Rieter zukünftig automatische Spulmaschinen an Saurer liefern wird.

Mit dem Deal wird gleichzeitig der Antrag über ein Eigenverwaltungsverfahren, den Saurer Technologies am 23. Juni 2021 stellen musste, zurückgenommen. Der Textilmaschinenbauer und Komponentenhersteller war durch eine Mithaftung von Schulden innerhalb der Saurer-Gruppe in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. „Saurer Technologies ist für die Zukunft gut aufgestellt, denn wir haben unsere Hausaufgaben im Rahmen der erforderlichen Transformation schon umgesetzt. Rieter erhält zwei profitable Geschäftsbereiche“, erklärt Saurer Technologies Geschäftsführer Alexander Wenger.

Während des Sanierungsverfahrens wurde Saurer Technologies von der Unternehmensberatung Falkensteg aus Düsseldorf begleitet. Weiterhin unterstützte der Verfahrensexperte Tillmann Peeters als Generalbevollmächtigter die Geschäftsführung sowie die Partner Sebastian Wilde, Peter Carl und Jonas Eckhardt. „Mit Rieter konnten wir relativ schnell einen strategischen Investor gewinnen. Die Produkte von Saurer Technologies werden das Leistungsportfolio von Rieter hervorragend ergänzen“, erklärt Sanierungsexperte Peeters.

Der vorläufige Sachwalter, Dr. Jan-Philipp Hoos, ergänzt: „Mit Rieter haben wir einen strategischen Investor gefunden, bei dem ich Saurer Technologies in guten Händen weiß. Besonders erfreulich ist, dass sämtliche Arbeitsplätze der Saurer Technologies durch die Transaktion erhalten bleiben.“ Zum White & Case Team bei Saurer Technologies gehören Partner Dr. Jan-Philipp Hoos (Federführung), Local Partner Dr. Daniel Schwartz und Associate Johannes Martini sowie Sebastian Stein und Verena Schminke (alle Restrukturierung/Insolvenz, Düsseldorf).

Darüber hinaus hat ein Team der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek um Partnerin Sandra Pfister und Salaried Partner David Loszynski sowie Dr. Martin Ströhmann die rechtliche Beratung in dem Verfahren übernommen.

Saurer Technologies ist aus den Zwirnmaschinenherstellern Allma und Volkmann hervorgegangen und gehört seit 1990 zur Schweizer Saurer-Gruppe, einem der weltgrößten Textilmaschinenkonzerne. In Krefeld, sowie am Standort in Kempten entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Zwirnsysteme für Stapelfaser-, Teppich- sowie für Industriegarne und Glasfilamente. Am Standort Münster werden elastomere Produkte für Spinnmaschinen (Accotex) entwickelt und hergestellt. Hammelburg ist auf die Entwicklung und Fertigung von Komponenten für Chemiefaseranlagen (TEMCO) spezialisiert.