- Neuausrichtung des Unternehmens zeigt Wirkung – Rückkehr in die Gewinnzone
- Ursprünglich geplante Ausproduktion überaus erfolgreich – Neue Investoren aufmerksam geworden
- Übernahmeverhandlungen kurz vor dem Abschluss – Insolvenzverwalter Dr. Dirk Pehl sehr zuversichtlich
Baden-Baden. Eigentlich war die Entscheidung schon getroffen, den hochmodernen Medifa-Standort im Baden-Badener Stadtteil Steinbach mangels Alternative stillzulegen. Doch zuletzt entwickelte sich das Geschäft so positiv, dass das Unternehmen Gewinn erwirtschaftet und Investitionen tätigen kann. Ein Neukunde platzierte sogar einen großvolumigen Auftrag. Insolvenzverwalter Dr. Dirk Pehl steht außerdem in regem Kontakt mit einem Interessenten und ist sehr zuversichtlich, dass zeitnah ein Verkauf und damit der dauerhafte Erhalt des Unternehmens mit aktuell 65 Arbeitsplätzen möglich ist. „Es sieht sehr gut aus“, sagt Dr. Pehl mit Blick auf die Zukunft der medifa.
Das war auch schon einmal anders: Der Insolvenzverwalter hat seit Beginn der Insolvenzverfahren Einiges erlebt. Zunächst stellten im Herbst 2022 die medifa metall und medizintechnik GmbH und die medifa production GmbH Insolvenzanträge, nachdem ein deutlicher Umsatzrückgang nicht schnell genug durch Neugeschäft aufgefangen werden konnte. Die beiden insolventen Gesellschaften lieferten rund 80 Prozent der produzierten Edelstahl-Komponenten an Abnehmer unterschiedlicher Branchen, darunter Unternehmen aus der Medizintechnik, dem Kälteanlagenbau oder der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie. Die restlichen rund 20 Prozent ihres Umsatzes erzielten sie mit anderen Gesellschaften der medifa-Gruppe, die Produkte für die Einrichtung von OP-Sälen entwickelt, herstellt und weltweit vertreibt.
Schneller Verkauf in NRW
Dann musste jedoch auch die medifa GmbH & Co. KG im nordrhein-westfälischen Finnentrop Insolvenzantrag stellen, auch hier wurde Dr. Pehl zum Insolvenzverwalter bestellt. „Die Gesellschaft war der interne Hauptabnehmer der Produkte der anderen beiden Gesellschaften, daher war der Insolvenzantrag dort ein kleiner Rückschlag für die Sanierungsbemühungen. Allerdings ist es dann sehr schnell gelungen, die medifa Finnentrop an einen Investoren zu verkaufen“, erinnert sich Dr. Pehl. Mit Wirkung zum 1. März 2023 übernahm die tschechische BHM Group das Werk und alle 50 Arbeitsplätze in Finnentrop.Während es also eine schnelle Lösung für die Gesellschaft in NRW gab, liefen die Gespräche mit Interessenten für die Steinbacher Gesellschaften zunächst weniger erfreulich. „Es sah so aus, als könnten wir hier keine Perspektive entwickeln“, sagt Dr. Pehl. „Wir mussten deshalb die schwere Entscheidung treffen, die Ausproduktion einzuleiten.“ Bei einer Ausproduktion werden die vorhandenen Aufträge abgearbeitet und anschließend wird der Geschäftsbetrieb geordnet heruntergefahren. Von den ursprünglich 200 Beschäftigten verblieben 65.
Neue Abläufe, neue Produkte
„Wir waren mit dem festen Ziel in das Verfahren gegangen, die bisherige Aufstellung beider Gesellschaften kritisch zu hinterfragen und sie auf die neuen Rahmenbedingungen auszurichten. Das Ziel war der Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze mit Hilfe eines neuen Investors“, sagt Dr. Pehl. Der Insolvenzverwalter und Interimsmanager der Unternehmensberatung Sycon machten sich daran, interne Prozesse und Produktionsabläufe neu zu strukturieren. Auch auf neue Produkte richtete medifa sich aus und produzierte nun zusätzlich Bauteile für Wallboxen und Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. medifa akquirierte neue Kunden, einer davon platzierte einen großvolumigen Auftrag im Umfang von drei Millionen Euro. Das Unternehmen investierte rund 400.000 Euro in eine neue Pulverbeschichtungsanlage und zahlte den Mitarbeitenden einen Inflationsausgleich. Zusätzlich schloss medifa den Umzug von Rastatt nach Baden-Baden ab.
Die Sanierungsmaßnahmen zeigten Erfolg: medifa kehrte in die Gewinnzone zurück und machte neue Interessenten auf sich aufmerksam. „Mit einem Investoren befinde ich mich nun auf der Zielgeraden der Verhandlungen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zeitnah eine Einigung erzielen können. Das ist auch das Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hervorragende Arbeit geleistet haben“, sagt Dr. Pehl.