Editorial | INDat Report 08_2025 | Oktober 2025

Bremse und Blockade zum Finale

Drei großen Themen schenkt man derzeit viel Aufmerksamkeit: der laufenden Evaluation des StaRUG, den europäischen Harmonisierungsbestrebungen im Insolvenzrecht und dem Vorstoß der EU-Kommission, ein sog. 28. Regime einzurichten. Wahrlich viel Potenzial für Weichenstellungen, doch der Reformbedarf liegt für die Praxis primär wohl woanders: Bei behäbigen Prozessen, kleinteiligen Abläufen und damit in der überfälligen Digitalisierung des Insolvenzverfahrens.

Doch zuerst zu den großen Themen: Die Rückmeldungen für die StaRUG-Evaluation sind zahlreich, die Verbände und interessierten Kreise machen ihre Positionen in Stellungnahmen publik  – jüngst TMA Deutschland; der Evaluationsbericht der AGIS und des Gesetzgebungsausschusses im DAV kommt in Kürze. Zur Harmonisierungsrichtlinie haben sich Kommission und Rat positioniert, der JURI-Bericht muss noch das EU-Parlament passieren, dann beginnen die Trilog-Verhandlungen. Mit dem sog. 28. Regime will die EU-Kommission die Gründung »innovativer Unternehmen« EU-weit digitalisiert vereinfachen (Gesellschaftsrecht), aber auch deren Marktaustritt (Insolvenzrecht) einheitlich regeln. Da das sog. verwalterlose Verfahren im RL-Entwurf keinen guten Stand mehr hat, gibt es Vermutungen, dass diese Pläne zu einem vereinfachten Verfahren nun im 28. Regime wieder aufleben.

Von den großen Themen zum kleinteiligen Tagesgeschäft:
Es betrifft jedes eröffnete Insolvenzverfahren, ist aufwendig und zeitraubend, gilt mitunter als Mammutaufgabe und bringt viele Tücken und Ärgernisse mit sich: die Schlussverteilung. Gläubiger mit erloschener Kontoverbindung und minimale Restbeträge blockieren die Nullstellung des Verfahrenskontos, was die Aufhebung sogar jahrelang ausbremsen kann.

Fast nichts veranschaulicht besser als die Schlussverteilung, wie hilfreich und erleichternd für alle die Digitalisierung der Prozesse wäre. Noch besser wäre eine für alle zugängliche digitale Plattformlösung, denn dann gäbe es für Gläubiger und Quote kaum ein Entrinnen.

Peter Reuter, Chefredakteur