Editorial | INDat Report 09_2025 | November 2025
Abgewiesen ist abgehakt?
Bekanntermaßen nehmen die Unternehmensinsolvenzen deutlich zu, was sich aus vielerlei Gründen gut erklären lässt. Aber das soll hier nicht Thema sein. Denn was man mit Blick auf das Insolvenzgeschehen leicht übersieht oder nur eine Fußnote bildet, ist eine parallele Entwicklung, die auch Ausdruck der Krise ist: die Zunahme der mangels Masse abgewiesenen Verfahren. Sie reicht je nach Rechtsform bei den Unternehmensinsolvenzen von einem Drittel bis zur Hälfte aller Insolvenzanträge. Am deutlichsten sieht man das bei der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), bei der die Abweisungen in diesem Jahr immer deutlich über den Eröffnungen lagen.
Summa summarum: Im Durchschnitt wird rund ein Drittel aller Insolvenzanträge bei Unternehmensinsolvenzen mangels Masse abgewiesen. Die Masse reicht somit nicht einmal dafür aus, die Verfahrenskosten zu decken. Wenn man also die Krise wirklich abbilden will, gehören auch diese Verfahren dazu – sie sind für die Gläubiger ganz verlorene Fälle.
Ein Blick nach Österreich: Die jüngsten Erhebungen zum dritten Quartal 2025 bezeichnet der KSV1870 bei mangels Kostendeckung nicht eröffneten Verfahren als »besorgniserregend«, denn sie schadeten der Wirtschaft massiv. Sie verzeichneten einen Anstieg um 9,3 % (1957 zu 3163 eröffneten Insolvenzen) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während die eröffneten Fälle um 3,2 % angestiegen sind.
Der KSV1870 hatte schon vor Jahren Berechnungen vorgelegt, die bei einer Kostenvorausfinanzierung durch öffentlich-rechtliche Gläubiger eine volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit darstellten. Hier zeige sich, so der KSV1870, dass nach Rückzahlung der vorfinanzierten Verfahrenskosten im Schnitt zusätzliche Quotenbeträge an die Gläubiger ausgeschüttet werden.
In Österreich ist dieser Vorschlag für einen nachhaltigen Umgang mit masselosen Verfahren bisher offenbar politisch nicht auf Gehör gestoßen, aber dieser Gedanke wäre auch hierzulande mindestens eine Überlegung wert.
Peter Reuter, Chefredakteur